Inhaltsstoffe von Rohkakao

Vorneweg: Die genaue chemische Zusammensetzung von rohen Kakaobohnen ist im Wesentlichen abhängig von drei Faktoren:
1. Welche der vielen Kakaosorten wurde verwendet?
2. Wo wurde der Kakao angebaut?
3. Wie wurde der Kakao hergestellt und verarbeitet, also z. B. wie wurde er getrocknet, wie lange fermentiert?
Dadurch gibt es recht große Schwankungen zwischen den verschiedenen Herstellern, ein Blick auf die Nährwerttabelle lohnt sich also. Für Rohkakao sieht eine typische Nähwerttabelle etwa so aus:

Durchschnittliche Nährwerte pro 100 g
Brennwert 2300- 2600 kj
550-650 kcal
Eiweiß 10-13g
Kohlenhydrate
davon Zucker
6-15 g
1-2 g
Fett
gesättigte Fettsäuren
50-55 g
30-35 g
Ballaststoffe 10-23 g
Salz 100- 500 mg
Kalzium 200-400 mg
Magnesium 100-300 mg

Außerdem interessant, aber normalerweise nicht in einer Nährwerttabelle aufgeführt:

Durchschnittliche Nährwerte pro 100 g
Wasser 4-8 g
Theobromin 1000- 1500 mg
Coffein 200 mg

Darüber hinaus enthält Kakao noch viele weitere Antioxidantien, Gerbstoffe, Spurenmineralien, Aromastoffe und die meisten der B-Vitamine. Vor allem rohe Kakaobohnen sind dabei besonders gesund, da die Schale der Kakaobohnen unglaublich reich an Ballaststoffen ist! Generell sind in rohem Kakao nach aktuellem Stand der Wissenschaft mindestens 300 weitere Substanzen enthalten. An der Kakaofrucht und den Veränderungen der Zusammensetzung während der Verarbeitung wurde in den letzten 20 Jahren viel geforscht, außerdem wurden einzelne Substanzen isoliert betrachtet und auf ihren medizinischen Nutzen untersucht. Die wichtigste Entdeckung der letzten Jahre war dabei das Epicatechin, aber auch viele der anderen bekannten Inhaltsstoffe sind interessant. Ein paar der entsprechenden Inhaltsstoffe und ihre Wirkung sind nachfolgend aufgelistet.

Bild einer Kakaofrucht am Baum
Bild eines Herzens gelegt mit Kakaobohnen

Gesundheitliche Aspekte auf einen Blick

In Kakao ist ein Mix vieler wichtiger Nährstoffe enthalten. Kurz gesagt nehmen sie zum einen Einfluss auf unsere Stimmung und Motivation, zum anderen wirken sie vorbeugend gegen Krankheiten. Zu der ersten Kategorie gehören zum Beispiel Theobromin und Coffein, beide wirken anregend und steigern dadurch unsere Produktivität. Die Inhaltstoffe Anandamid, Dopamin und Serotonin und Tryptophan wirken sstimmungsaufhellend. Dopamin und Serotonin sind die körpereigenen Glückshormone, Tryptophan ist eine Aminosäure die außerdem eine Vorstufe von Serotonin ist. Positiv für die Gesundheit ist vor allem das Epicatechin, ein Antioxidans, das zu den Flavonoiden gehört und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Schlaganfällen und Krebs vorbeugt! Außerdem senkt Rohkakao durch Inhaltsstoffe wie Kalium und Arginin und einige Flavonoide den Blutdruck. Außerdem senkt vor allem das Theobromin in Kakao nach jüngsten wissenschaftlichen Studien den Spiegel des "schlechten" LDL-Cholesterins und erhöht den des "guten" HDL-Cholesterins.

Und was ist jetzt der Vorteil von Rohkakao?

Gute Frage! Bei der Herstellung von Rohkakao wird im Unterschied zur Herstellung von Kakao auf das Rösten der rohen Kakaobohnen verzichtet. Natürlich bedeutet das nicht, dass gerösteter Kakao völlig unnütz und nur Rohkakao gesund ist, Mineralien gehen beim Rösten zum Beispiel nicht verloren, aber der schonend hergestellte Rohkakao enthält natürlich viel mehr der temperaturempfindlichen Inhaltsstoffe der Kakaobohnen. Dazu gehören die Flavonoide wie das besonders wertvolle Epicatechin, was unter anderem in dieser Dissertation gezeigt wurde. Außerdem sind viele der in Kakao enthaltenen B-Vitamine wie Vitamin B1, B5, B6 und Folsäure temperaturempfindlich.
Kurz: Die Vitamine und Antioxidantien gehen beim Rösten verloren, die Flavonoide sind der größte Verlust.

Antioxidantien

Ein Antioxidans ist eine Substanz, die die Oxidation anderer Substanzen verlangsamt oder verhindert. Für Lebewesen sind Antioxidantien wichtig, da sie oxidativem Stress vorbeugen und lindern. Oxidativer Stress liegt vor, wenn besonders viele reaktive Sauerstoffspezies (kurz ROS- reactive oxygen species) im Körper vorhanden sind, also Sauerstoff-enthaltende Substanzen in denen der Sauerstoff in einer besonders reaktiven funktionellen Gruppe gebunden ist wie in Hydroperoxiden oder im Hydroxylradikal. ROS entstehen immer wieder in biochemischen Reaktionen, bei starker UV-Strahlung (Sonnenbaden) oder werden aus Lebensmitteln zugeführt. Antioxidantien wirken bei oxidativem Stress als Radikalfänger oder als Reduktionsmittel. In beiden Fällen verhindern sie die Reaktion der ROS mit körpereigenen Substanzen und schützen somit den Organismus und seine DNA. Damit beugen sie diversen Erkrankungen, auch Krebs, vor.

Polyphenole

Polyphenole sind Substanzen mit aromatischer Grundstruktur und Hydroxylgruppen, sie gehören zu den Antioxidantien. In Pflanzen gibt es viele unterschiedliche Polyphenole. Manche sind Farbstoffe und dienen der Aufnahme von UV-B-Strahlung um den Photosyntheseapparat der Pflanze zu schützen, andere sind Geschmacksstoffe und dienen dem Anlocken oder Abschrecken von Tieren. Polyphenole sind meist krebsvorbeugend und entzündungshemmend. Beispielsweise sind einige Polyphenole in Granatäpfeln gut gegen Brust-, Lungen-, Haut-, Darm-, und Prostatakrebs, andere beugen Fettablagerungen in Blutgefäßen vor, wieder andere schützen vor Zahnbelag! Die genaue Wirkung muss für jedes Polyphenol einzeln betrachtet werden, da es auch hier wirksamere und weniger Wirksame Vertreter gibt. Hier gibt es noch viel zu forschen!

Flavonoide

So, langsam kommen wir zu den wirklich interessanten Infos für Kakaoliebhaber: Kakao, insbesondere Rohkakao ist reich an Flavonoiden, eine Untergruppe der Polyphenole. Viele Flavonoide wirken blutdrucksenkend und beugen Herzinfarkten durch ihre Inhibition der Blutgerinnung vor. Flavonoide sind sehr gut erforscht, wegen ihrer gesundheitlichen Vorteile werden einige sogar medizinisch genutzt. Ein Beispiel hierfür ist Hesperidin, das Hauptflavonoid der Zitronen- und Orangenschalen: Es wird in einem Kombipräparat mit dem Flavonoid Diosmin gegen Krampfadern eingesetzt. An Stelle von Hesperidin könnten hier noch etliche weitere Flavonoide stehen, wie das medizinisch interessanteste Flavonoid des Kakaos:

Epicatechin

Epicatechin ist ein Flavonoid mit besonders hohem antioxidativem Potential. Es ist vor allem durch eine Studie des Harvard-Professors Norman Hollenberg über Flavonoide berühmt geworden. In dieser hat Hollenberg unter anderem die Todesursachen der Einwohner von Guna Yala, einer autonomen Inselgruppe bei Panama, mit denen der Einwohner Panamas Festlands verglichen. Die Einwohner Guna Yalas heißen Kuna. Hollenbergs überraschender Fund: Die Kuna sterben viel seltener an Hirnschlägen, Herzinfarkten, Krebs oder Diabetes, welche vier der fünf Haupttodesursachen der Menschheit sind. Der einzige große Unterschied zwischen den Bevölkerungsgruppen ist, dass die Kuna viel mehr rohen Kakao essen! Die Vorteile des rohen Kakaos sind laut Hollenberg vor allem auf das Epicatechin zurückzuführen.
Mehr zu den Flavonoiden des Kakaos

weitere Inhaltsstoffe

Anandamid

Anandamid wird vom Körper auch selbst gebildet. Es ist ein Fettsäurederivat der vierfach ungesättigten Arachidonsäure und ein Neurotransmitter. Es bindet an die Cannabinoid-Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems, und ist strukturell dem Tetrahydrocannabinol, kurz THC ähnlich, wird aber deutlich schneller vom Körper abgebaut. Nach etwa 30 Minuten ist kein Effekt mehr messbar. Es hellt die Stimmung auf und ist in Kakao in einer Konzentration von etwa 50 µg/100 g vorhanden. Außerdem scheint es das Wachstum von Brustkrebszellen zu hemmen.

Arginin

Arginin ist eine semiessentielle Aminosäure, das heißt, dass sie zwar vom Körper produziert wird, aber in zu kleinen Mengen. Arginin ist vor allem wichtig, wenn der Köper wächst oder Erholung braucht, zum Beispiel im Kindesalter, bei Knochenbrüchen oder bei Stress. Außerdem senkt es den Blutdruck indem es die Gefäße erweitert. Außer in Kakao ist Arginin in überdurchschnittlich hohem Anteil in Pinienkernen oder Walnüssen zu finden.

Coffein

Coffein gehört zu den sekundären Pflanzenstoffen, es schützt die Pflanzen vor Schädlingen und Parasiten. Es ist die am meisten konsumierte Droge der Welt. In grünem Tee, schwarzem Tee und in Kaffeebohnen sind meist 1-3% Coffein enthalten, in Kakao sind es etwa 0,2 %, also etwa ein Zehntel der Konzentration in Kaffeebohnen. Coffein hat ein sehr breites Wirkungsspektrum. In niedriger Dosis ist es in erster Linie Stimulans, also ein „Wachmacher“. Es steigert Aufmerksamkeit, Konzentration und auch die Aufnahmefähigkeit, und beschleunigt damit Denk- und Lernprozesse beim Menschen. Sogar das Langzeitgedächtnis wird durch Coffein verbessert! Eine milde Blutdruck- und Pulserhöhung ist ebenfalls bekannt, auch die Darmperistaltik wird von Coffein angeregt.

Dopamin

Dopamin ist ein körpereigener Neurotransmitter und steigert beim Menschen Antrieb und Motivation, es gilt im Volksmund als eines der Glückshormone. Es gehört zu den Gewebshormonen, was bedeutet, dass es in spezialisierten Einzelzellen hergestellt wird, die in einem Gewebe verteilt sein können, im Unterschied zu den glandulären Hormonen die in Drüsen gebildet werden. Es gehört zu den biogenen Aminen.

Histamin/Tyramin/Phenethylamin = unerwünschte biogene Amine

Ups! Hier ein kleiner Dämpfer für alle Menschen mit Histaminintoleranz: Kakao ist zwar arm an Histamin, aber dafür reich an zwei anderen biogenen Aminen: Tyramin und Phenethylamin. Diese sind zum einen bei hohen Dosen ungesund und können zu Bluthochdruck oder Migräne führen. Bei Histaminintoleranz kommt hinzu, dass zum Abbau von Tyramin und Phenethylamin die selben Enzyme wie zum Abbau von Histamin nötig sind. Das bedeutet: Histamin wird schlechter abgebaut, wenn man Tyramin oder Phenethylaminhaltige Speisen wie Kakao isst. Bei Histaminintoleranz deshalb Kakao und Rohkakao besser meiden oder mit Vorsicht genießen! Histamin ist ein Neurotransmitter und Gewebshormon. Es spielt eine zentrale Rolle bei allergischen Reaktionen, und ist ein Botenstoff bei Entzündungen, der das entzündete Gewebe anschwellen lässt. Es wird außerdem diskutiert, dass es antidepressive und appetitzügelnde Eigenschaften hat und epileptischen Anfällen vorbeugen könnte. Außerdem scheint es an der Regulierung der Schmerzempfindung, des Blutdrucks und der Körpertemperatur beteiligt zu sein.

Serotonin

Serotonin ist wie Dopamin und Histamin ein Gewebshormon ein Neurotransmitter und ein biogenes Amin. Es gehört mit Dopamin zu den sogenannten Glückshormonen. Im Gegensatz zum stimulierenden Dopamin gibt uns Serotonin allerdings ein Gefühl der Ruhe, Zufriedenheit und Gelassenheit. Es dämpft außerdem Angst, Hunger, Aggressivität und Kummer. Im Umkehrschluss sorgt ein Serotoninmangel für Depressionen.

Tryptophan

Tryptophan gehört zu den essentiellen Aminosäuren, sie kann also vom Körper nicht gebildet werden, wird aber von ihm benötigt! Rohkakao ist nach der Sojabohne die reichhaltigste pflanzliche Quelle für Tryptophan, noch vor Sesamsamen und Cashewkernen! Tryptophan wirkt stimmungsaufhellend und beruhigend, es gilt deshalb als natürliches Antidepressivum. Es ist außerdem ein Schlankmacher, ein Provitamin von Vitamin B3 und wird im Körper auch zum Glückshormon Serotonin umgewandelt.

Theobromin

Theobromin ist ein dem Coffein strukturverwandtes Stimulans. Es wirkt anregend und kommt vor allem in Kakao vor, aber auch im Mate-Strauch, der Teepflanze und dem Kolabaum. In seiner Wirkung ist es dem Coffein ähnlich, wirkt aber milder und dauerhafter, außerdem hellt es die Stimmung auf. Darüber hinaus senkt es nach einer niederländischen Studie das "schlechte" LDL-Cholesterin im Blut und der erhöht den Spiegel des "guten" HDL-Cholesterins. Aber Vorsicht als Hundebesitzer: Für kleine Hunde können schon 50 g Kakao tödlich sein!